Filmressort       

Buchrezension


Autor Alina Bronsky
Titel Spiegelkind
Originaltitel ---
Reihe Spiegel-Trilogie 1
Januar 2012
ISBN 978-33401067988
Genre Paranormal, Dystopie, Young Adult

Inhalt Im Leben der 15-jährigen Juli ist alles geregelt. Auffallen ist gefährlich, wer der Norm nicht entspricht, wird verfolgt. Doch dann verschwindet Julis Mutter plötzlich spurlos und der Vater zittert vor Angst. Nach und nach kommt Juli hinter das Geheimnis ihrer Familie: Ihre Mutter ist eine der wenigen Pheen, die wegen ihrer besonderen Fähigkeiten in der Gesellschaft der totalen Normalität gefürchtet und verachtet werden. Gehört auch Juli bald zu den Ausgestoßenen? Zusammen mit ihrer neuen Freundin Ksü und deren Bruder Ivan macht sie sich auf eine gefährliche Suche - nach der verschwundenen Mutter, der verbotenen Welt der Pheen und der Wahrheit über sich selbst.
Quelle: Arena Verlag


Einschätzung
von Kathi Rubel

Juli wächst in der Gesellschaft der Normalität auf. Alles hat hier seine Ordnung. Nur auf eines gilt es zu achten - normal zu sein. Normal auszusehen. Normal zu reden, zu reagieren. Dem entgegen stehen die Freaks. Sie bilden in allem die Opposition. Dass es auch noch eine dritte Fraktion gibt, ist an Juli völlig vorbei gegangen. Doch irgendwann kommt sie nicht mehr umhin, ihre Wissenslücken zu schließen. Sie muss begreifen, was Pheen sind und welchen Platz sie in der Gesellschaft einnehmen.

Wieder einmal eine faszinierende Dystopie. Interessant eigentlich, dass diese Form der Gesellschaftskritik mehr und mehr zu einem Trend zu werden scheint. Die Dystopie gewinnt an Beliebtheit. Aber warum? Weil es eine andersartige Form des Phantastischen ist, die bisher eher vernachlässigt wurde? Ich denke nicht. Für mich ist die Kritik das Wesentliche. Der Gedanke, dass unsere Gesellschaft auf einen solchen Zustand zusteuert, ist beängstigend. Die Szenarien, die in Dystopien dargestellt werden, sind nur weitergedachte, ausgeschmückte Versionen des Ist-Zustandes. Das sollte uns zum Nachdenken anregen und im besten Fall zum Handeln.

Doch "Spiegelkind" ist etwas Besonderes. Dieser Trilogie-Auftakt ist keine klassische Dystopie. Sie ist angereichert mit der Essenz des Übernatürlichen. Eine Metapher für eine Gruppe der Gesellschaft?

Doch so tiefschürfende Überlegungen sind gar nicht nötig, um den Inhalt dieses Buches im wahrsten Sinne des Wortes phantastisch zu finden. Je nachdem, wer diesen Roman liest, stechen unterschiedliche Aspekte hervor. Sei es Ideenreichtum, erzählerisches Können, ein mitreißender Schreibstil oder eben die Gesellschaftskritik. Jeder - ob jung oder alt - sollte beim Lesen dieses Romans ein Stück Faszination finden. Vorausgesetzt der Leser bzw. die Leserin ist offen, sich auf das Offensichtliche oder Hintergründige aus Bronskys Feder einzulassen.

Dass "Spiegelkind" mit einem Cliffhanger endet, ist nicht weiter verwunderlich. So sichert sich die Autorin das Interesse an den Folgebänden. Interessant ist die Frage, ob es einen tieferen Sinn darin gibt, dass die Erzählung ab Seite 260 in der Gegenwartsform geschrieben ist. Vorangegangenes wurde im Präteritum verfasst. Will uns die Autorin damit einen subtilen Hinweis geben?


Auf amazon.de kaufen ...