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Buchrezension


Autor Barbara Erskine
Titel Die Tochter des Königs
Originaltitel The Warrior's Princess
Reihe ---
Januar 2011
ISBN 978-3453266445
Genre Mystery-Thriller, Historical

Inhalt

Die Schicksale zweier Frauen, über die Jahrtausende untrennbar
miteinander verbunden…

In einem einsamen Cottage in Wales wird die junge Lehrerin Jess von rätselhaften Träumen heimgesucht. Sie sieht Eigon, die Tochter des Keltenkönigs, die sich auf der Flucht vor dem grausamen Prätorianer Titus befindet. Jess spürt, dass ihr eigenes Schicksal auf unheilvolle Weise mit dem der Prinzessin verknüpft ist. Eine gefahrvolle Reise in die
Vergangenheit beginnt.

Britannien 52 n. Chr.: Die Schlacht ist verloren, die keltischen Krieger sind auf der Flucht, und so hört niemand die Schreie, als eine Gruppe kaltblütiger Römer Prinzessin Eigon und ihre Mutter überfallen. Als Geiseln gelangen die Frauen nach Rom, wo Eigons Peiniger Titus ihr fortan nach dem Leben trachtet. Unerwartet erhält sie Hilfe aus der Gegenwart, denn die junge Jess verfolgt in ihren Träumen das Schicksal der keltischen Prinzessin. Doch je tiefer Jess in Eigons Geschichte eintaucht, desto stärker gerät sie selbst in Gefahr: Ihr engster Freund Dan ist besessen von Titus’ Geist und bedroht in seinem Wahnsinn ihr Leben. Jahrtausende trennen die beiden Frauen, aber nur wenn sie die Grenzen der Zeit überwinden, können sie sich gemeinsam gegen ihre Feinde stellen. Ihr Weg führt sie zurück nach Wales, wo es auf einem antiken Schlachtfeld zu einem letzten entscheidenden Kampf kommt.
Quelle: Random House/Diana Verlag


Einschätzung
von Kathi Rubel

Interessant, wie Barbara Erskine die Vergangenheit mit der Gegenwart verwebt und dabei einen besonderen Mystery-Thriller entstehen lässt, bei dem Mythos und Wirklichkeit zu verschmelzen scheinen. Die Autorin macht aus zweien eine Geschichte, schreibt von zwei Frauen mit gleichem Schicksal - wenn auch in anderen Zeitepochen. Erskine beleuchtet die Tochter Caradocs, eines britannischen Königs der Eisenzeit, der lange Zeit Widerstand gegen das Römische Reich leistete und letztendlich doch gefangen genommen und nach Rom verschleppt wurde. Über diese Tochter - Eigon - finden sich widerstreitende Quellen, die jedoch allesamt unzufriedenstellend sind. Barbara Erskine erfand eine eigene.

Doch nicht nur Eigon steht im Mittelpunkt des Geschehens. Vielmehr ist Jess in der gegenwärtigen Zeit die Hauptfigur der Geschichte. Als sie nach Wales zu ihrer Schwester flüchtet, um ein traumatisierendes Erlebnis zu verarbeiten, beginnt der Spuk. Sie hört Stimmen, sieht Schattengestalten, hat äußerst real wirkende Träume. Bald kann Jess sich Eigons Einfluss nicht mehr entziehen. Diese will Jess mit aller Macht von ihren Erlebnissen - von Verlust, Kummer und Leid - erzählen. Jess wird Teil der Geschichte und die Geister früherer Zeit nehmen Einfluss auf das Geschehen der Gegenwart. Ein dicht gewebtes, gut durchdachtes Ideen-Netz, umspannt von atemberaubenden Spannungsbögen hält diese Geschichte zusammen.

Die Autorin vermag es, mit einem Satz Gewissheiten zu zerstören, Hoffnungen zu nehmen. Häufig endet ein positiver Textabschnitt schockierend in einem unheilschwangeren Satz. Hiermit versichert sich Erskine der Aufmerksamkeit ihrer Leserschaft, die im Gewirr der Zeitsprünge leicht verloren gehen könnte. Tatsächlich ist "Die Tochter des Königs" ein recht anspruchsvoller Roman. Kleine Fakten spielen große Rollen und könnten dem abgelenkten oder unaufmerksamen Leser schnell entgehen. Schließlich hat Vielschichtigkeit nicht nur positive Aspekte - und vielschichtig ist dieser Roman allemal! Selten habe ich ein Buch mit so vielen unterschiedlichen Charakteren und Motiven gelesen.

Leider endet "Die Tochter des Königs" recht schwach. Die letzten Seiten erwecken den Eindruck eines erzwungenen Happy-Ends, wirken gestelzt, unpassend. Das Ende ist ein "Charakterbruch", der die positiven Eindrücke trübt. Schade, dass die Worte auf einmal keine Emotionen mehr transportieren. "Worte" ist ein gutes Stichwort, denn auch die Wortwahl stellt einen Kritikpunkt dar. Warum Menschen in der Eisenzeit wie Weltgewandte des 21. Jahrhunderts reden sollten, ist und bleibt ein Rätsel. Wahrscheinlich, um den Lesefluss nicht zu stören.


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