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Buchrezension


Autor Franziska Fischer
Titel Und irgendwo ich
Originaltitel ---
Reihe ---
Februar 2017
ISBN B01MV3KGAZ (eBook)
Genre Young Adult

Inhalt

»Du hast mich gefragt, wer auf diesen Fotos du bist.
Weißt du das überhaupt selbst?«
Als ich nicht antworte, nickt er nur kurz, dann geht er, und ein kühler Abendwind folgt ihm durch den Garten wie der Schatten einer Erinnerung.


Alle paar Jahre beginnt für Lizzy ein neues Leben, wenn sie mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester in ein anderes Land zieht. Doch als ihre Familie in ein verlassenes Haus nach Deutschland übersiedelt, spürt Lizzy, dass dieses Mal etwas anders ist. Das Haus birgt ein Geheimnis. Und außerdem ist da noch Merlin, in den sie sich auf keinen Fall verlieben will. Eigentlich.

Quelle: Ink Rebels


Einschätzung
von Kathi Rubel

Wer bin ich und wo komme ich her?
Wo ist mein Platz in dieser Welt?

Wie fühlt sich Glück an und glücklich sein?
Zuhause. Heim. Heimat. Was heißt das?


Für die meisten von uns sollten diese Fragen leicht zu beantworten sein - zumindest oberflächlich betrachtet. Doch dahinter verbirgt sich so viel mehr. Vielleicht nehmt ihr euch einmal einen Moment Zeit und fühlt in euch hinein. Heimat, Zugehörigkeit und Glück sind ganz urtümliche Empfindungen, die mit Verstand und äußeren Umständen gar nicht so viel zu tun haben. Diese innere Ruhe, die uns erfüllt, wenn wir angekommen sind. Der Friede, der sich ausbreitet, wenn wir unsere Lieben um uns haben oder einem besonderen Menschen tief in die Augen sehen. Die Zufriedenheit, wenn plötzlich alles einen Sinn ergibt, wir völlig im Reinen sind mit uns und anderen. Spürt ihr das?

Die 16-jährige Lizette, kurz Lizzy, weiß nur eins: sie, ihre jüngere Schwester Zoe und ihre Mutter Wiebke gehören zusammen. Das ist die einzige Konstante in ihrem Leben. Die drei haben schon die ganze Welt bereist, waren jedoch nie lange genug an einem Ort, um ihn wirklich Zuhause nennen zu können. Eigentlich ist Lizzy ganz zufrieden mit ihrem Vagabunden-Leben, doch dieser Umzug ist anders. Es geht zurück nach Deutschland und dieses neue Haus ist etwas Besonderes. Lizzy spürt es sofort. Hier findet sie zu sich selbst und das heranwachsende Mädchen ohne Wurzeln hat plötzlich eine Heimat.

Franziska Fischers "Und irgendwo ich" ist zutiefst bewegend und so ganz anders als der Einheitsbrei von Young Adults, den die meisten großen Verlage in ihrem Programm haben. Diese Geschichte geht viel tiefer mit all den Sätzen, die das Innerste der Erzählerin nach außen kehren, mit all den Emotionen. Die tiefen Gefühle sowie die Verbundenheit der Autorin mit ihren Figuren sind nahezu greifbar. Selten sind mir beim Lesen eines Jugendromans so häufig Tränen der Ergriffenheit, des Glücks, der überbordenden Emotionen in die Augen gestiegen. So feinfühlig und zart ist Lizzy dargestellt, dass ich sie so manches Mal gern in den Arm genommen hätte und gleichzeitig war mir bewusst, dass das Mädchen die Nähe gerade gar nicht ertragen könnte. Dieser Roman spricht mir tief aus der Seele. Ich weiß nicht, wie es der Autorin gelungen ist, die Empathie, diese besondere Art der Wahrnehmung einzufangen. Die Geschichte ist wie der Stoff, aus dem Träume sind. Fein gewebt, fast durchscheinend, mit Goldfäden durchwirkt. Manchmal in warmes Sonnenlicht getaucht und dann wieder verschwommen, nur ganz fein schimmernd im diffusen Schein des Mondes.

Ich wünschte, ihr könntet die Symphonie hören, die während des Lesens in meinem Innern spielte. Ich konnte die Schwingungen der Musik spüren, mal laut, mal leise, mit hellen und dunklen Tönen in Dur und Moll. Klavier, Gitarre und Gesang umschmeicheln sich, manchmal geerdet von einer Trommel. Kein Soundtrack wie bei anderen Büchern, nein, es ist eine Symphonie.

Eigentlich wollte ich diese Rezension sachlich halten, ohne blumige Worte und fast philosophische Interpretationen. Doch es geht nicht. Zu sehr klingt der Roman in mir nach und noch immer schimmern Tränen in meinen Augen. Weil die Geschichte so schön ist. So schön und tragisch und echt. Weil sie die Seele, die wahre Natur ihrer Charaktere freilegt - kindlich, rein und verletzlich. Weil es um das urtümliche Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit geht. Weil es sich beim Lesen gar nicht wie ein profaner Roman angefühlt hat, nicht wie eine Geschichte für den Verstand. Weil die Zeilen aus diesem Buch direkt in mein Herz geflossen sind, sich dort eingenistet haben und einen Ort der Ruhe daraus machten - ganz warm und behaglich.

Fazit:
​Es ist ein Roman, der die Leere ausfüllt. Ein Pendant zum hektischen Treiben unserer Zeit, das meist doch nur oberflächlich und grau ist. Ein Roman zum Durchatmen, Wahrnehmen und Fühlen, so traumhaft schön! Es ist eine Geschichte, die sich anfühlt wie nach Hause kommen.


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