Gott & die Welt ... / Literarisch unterwegs in Glaubensfragen
Gabriel Looser
Wohin geht die Seele?
Ein Reiseführer ins Jenseits
Inhalt |
Himmel oder Hölle, Nichts oder Licht – was erwartet die Seele nach dem Tod? Ein renommierter Sterbebegleiter sucht in den großen religiösen Traditionen nach Antworten. Neben zahlreichen Berichten von Nahtoderfahrungen geben sie wertvolle Hinweise auf ein Leben nach dem Tod. Am Ende steht die Botschaft vom Vertrauen in das große Geheimnis, zu dem wir alle zurückkehren werden. |
"Die Frankfurter Buchmesse liegt nun schon einige Zeit zurück, aber diese Zeit war erforderlich, das Angebot zu sichten, Wesentliches von Überflüssigem zu trennen, Bedeutendes von Unbedeutendem zu scheiden". Vermisst ihr ihn auch so wie ich? Loriot, den Großmeister deutschen Humors, Vorbild vieler Humoristen heutiger Tage und Maßstab alles Komischen? Am 22. August 2011 ging er von uns. Was bleibt, ist sein vielseitiges großartiges Werk. Und eine Frage: Wo ist er jetzt?
Je nach Weltanschauung muss sich jeder diese Frage selbst beantworten. Während der gemeine Athe-, Human- oder ähnlich-ist wahrscheinlich lediglich an das biologische Überbleibsel denkt, welches ca. 1,80 m unter der Berlin-Spandauer Friedhofserde ruht, haben Gläubige unterschiedlichster Konfessionen und Religionen weiterführende Ideen. Wie unterschiedlich diese Ideen sein können, beschreibt ein Buch - und hier schließt sich der Kreis -, welches auf der Frankfurter Buchmesse '12 präsentiert wurde: "Wohin geht die Seele? - Ein Reiseführer ins Jenseits" von Gabriel Looser.
Der "Weltmarkt der Religionen" ist groß. Nicht zuletzt, da der Glaube im Endeffekt immer eine individuelle Angelegenheit ist. Wie soll also ein "Reiseführer" in diese Welt der vielfältigsten Anschauungen aussehen? Über diese Frage hier zu diskutieren würde den Rahmen sprengen. Ein Blick auf den Umfang des Buches (256 Seiten) lässt jedoch erahnen, dass es dabei um keine Detailbeschreibung gehen kann. Wohl eher um ein Werk, dem man auch den Titel: "Die schönsten Touren in den Himmel" geben könnte. Aber warum auch nicht? Ein Reiseführer für London beschreibt ja auch nicht jedes einzelne Haus der Metropole. Zeit also, endlich das Buch zu öffnen und zu lesen, was es uns zu bieten hat.
Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis zeigt, dass sich Looser tatsächlich auf die "beliebtesten Routen" beschränkt hat: die großen monotheistischen Religionen (Christentum, Judentum, Islam), den tibetischen Buddhismus und auch zwei "geschlossene Wege" sind dabei: die Religion des Alten Ägypten, sowie bruchstückhaft die Tradition der alten Maya. Im ersten Teil des Buches beschreibt der Autor, wie sich die einzelnen Religionen die unterschiedlichen Aspekte des Jenseits' vorstellen - etwa den "Himmel", die "Hölle" oder die letzten Dinge ("Jüngstes Gericht", etc.). Durch geschicktes Vergleichen und Beschreiben vermittelt Looser in diesem Teil des Buches einen guten Überblick über die einzelnen Anschauungen und Ideen der jeweiligen Religionen. Die einzelnen "Routen" werden deutlich, ebenso Wegkreuzungen, gemeinsame Wegabschnitte oder auch Sackgassen.
Der zweite Teil des Buches widmet sich einem Thema, welches Loser persönlich sehr am Herzen zu liegen scheint: Nahtoderfahrungen. Gerade in der öffentlichen Wahrnehmung und in der Wissenschaft sind diese Erfahrungen nicht unumstritten, werden stark angezweifelt und zum Teil abgelehnt, bzw. geleugnet. Nimmt man die Ideen, Erfahrungen und Beschreibungen jedoch ernst, eröffnen sich erneut neue Perspektiven, wie das Jenseits beschaffen sein könnte.
Nach der Lektüre des Buches tut sich seine Schwäche auf: der Buchtitel. Der "Reiseführer ins Jenseits" beschreibt die verschiedensten Ansichten über die Beschaffenheit des Jenseits', stellt auch dar, wie die unterschiedlichen Wege dorthin aussehen könnten. Eines sagt er jedoch freilich nicht: wie das Jenseits nun wirklich aussieht, ob es existiert oder nicht und wenn ja, wie man an diesen Ort kommt. Wer mit dieser - wohl utopischen - Erwartung an das Buch herangeht wird sodann auch bitter enttäuscht werden. Gabriel Looser beschreibt diesen Konflikt in einem Bild: Für ihn ist das Jenseits ein großer Blumenstrauß und die verschiedenen Religionen sitzen als Betrachter um diesen Strauß herum. Nach Looser sieht jede Religion also nur einen bestimmten Abschnitt oder Aspekt des Blumenstraußes Jenseits. Somit ist auch Loosers Buch vielleicht nur ein kleines Bündel aus dem großen Strauß, vielleicht gibt es den Strauß auch gar nicht, vielleicht gibt es doch nur eine Blume und keinen Strauß - so genau weiß das niemand. Das ist auch nicht entscheidend.
"Wohin geht die Seele?" ist ein durchaus lesenswertes Buch für jedermann, um sich einen allgemeinen Überblick über die Jenseitsvorstellungen der Menschheit zu verschaffen. Wer glauben will, sollte allerdings in die Kirche oder Synagoge, Moschee o. Ä. gehen.