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Buchrezension


Autor Thomas Plischke
Titel Kalte Krieger
Originaltitel ---
Reihe ---
Dezember 2009
ISBN 978-3492266901
Genre Thriller, Paranormal

Inhalt In Portland verschwindet eine junge Frau spurlos, Menschen erfrieren im Hochsommer – als die Psychologiestudentin Amy Marsden dort ihr Pflichtpraktikum absolvieren will, gerät sie in eine Verschwörung von unüberschaubarem Ausmaß. Gemeinsam mit dem Psychologen Michael Beaumont findet sie heraus, dass sie über besondere Fähigkeiten verfügt. Denn es gibt sie wirklich: Menschen mit Superkräften! Und sie leben mitten unter uns. Amy muss sich entscheiden, ob sie auf der Seite der Guten
oder der Bösen stehen will.
Quelle: Piper Verlag


Einschätzung
von Kathi Rubel

Thomas Plischke nutzt für seine Geschichten einen Stoff, der nicht ganz neu ist. Viele Autoren und Drehbuchautoren machten sich bereits Gedanken über Menschen mit Superkräften, die sie als Helden und/oder Bösewichte in unserer Welt "aussetzten". Was ist nun so besonders an dieser Interpretation von "Superman"? Eigentlich gar nichts. Plischke macht es sich recht leicht und schmeißt eine gehörige Portion Verschwörung gepaart mit geheimen Experimenten der Regierung, ein wenig übernatürliche Begabung verfeinert mit vielschichtigen, interessanten Charakteren in einen Topf. Dabei kommt eine ganz passable und kurzweilig unterhaltsame Geschichtensuppe heraus.

Warum eigentlich "Geschichtensuppe"? Nun ja, es ist so, dass Plischke auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen erfährt der Leser, was sich im Sommer 1999 in einem Ferienlager zugetragen hat, in dem besonders begabte Kinder einer Art Gehirnwäsche unterzogen werden sollten. Zu diesen Kids gehört auch die 15-jährige Nina. Sie hat Superkräfte, weiß nur noch nichts davon. Als der Leser Nina allerdings im Jahre 2008 wieder trifft, weiß sie sehr genau, wozu sie fähig ist und wie sie diese Gabe am besten zu ihrem Vorteil nutzen kann. Im zweiten Handlungsstrang spielt sie jedoch nicht die Hauptrolle, denn diese hat die Psychologiestudentin Amy inne. Der Klappentext verrät bereits, dass auch Amy Superkräfte besitzt - Dies erfahren sie und der Leser aber erst auf Seite 455 (also kurz vor Ende des Buches), was für mich ein Grund wäre, es nicht unbedingt in den Klappentext zu schreiben. "Suppe" auch, weil es kaum Festes, Greifbares in dieser Geschichte gibt. Die Story wirkt ein bisschen verwaschen. Plischke wirft mit Andeutungen um sich, die für die eigentliche Story irrelevant sind und die er auch nicht näher beleuchtet. Er reitet viel auf Nebensächlichkeiten herum und konzentriert sich zu wenig auf das Entscheidende. Die Menschen mit Superkräften, für die der Klappentext so deutlich Werbung macht, werden eher zu Randfiguren. Die Auswirkungen - alles, was diese Menschen anrichten - wird von der Umwelt einfach so hingenommen. Das Übernatürliche wird mal eben nebenbei in den Gedächtnissen verändert (die Normalos würden es ja ohnehin für absurd halten) und dann ist alles wieder gut. Ohne schockierend erkennbare Folgen. Die einzigen wahren Opfer sind natürlich die Genies selbst, die schon als Kinder in diesen Camps gequält wurden und nun mit ihren Kräften ganz auf sich allein gestellt sind - von der Regierung vernachlässigt oder für ihre Zwecke missbraucht.

Mal ehrlich: Nichts Besonderes!

Was diesen Roman allerdings doch zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis macht, sind die Charaktere. Sie sind sehr vielfältig und ihre Handlungen oftmals nicht leicht vorhersehbar. Wer macht was, wie, wo, wann als nächstes? Dann sind da noch die Zeitsprünge, die dafür sorgen, "am Ball zu bleiben", auch wenn es mal nicht ganz so interessant ist - Schließlich ist es spannend, wieder in den anderen Handlungsstrang zu wechseln und zu erfahren, was dort gerade geschieht. Besonders sympathisch ist der Sarkasmus, den Thomas Plischke seine Charaktere benutzen lässt. Die vielen bissigen Kommentare zaubern häufig ein boshaftes Lächeln ins Gesicht.

Ein Keeper ist dieser Thriller nicht. Richtig mitfiebern kann der Leser auch nicht. Dafür fehlt es an der speziellen Ausstrahlung eines wirklich erschreckend mysteriösen Romans. Es gibt zu wenig schaurige Momente, die Verschwörungen wirken zu klischeehaft und abgedroschen, die actionreichen Szenen überzeugen nicht ganz und auch das Ende lässt zu viele offene Fragen und den Leser mit Unsicherheiten zurück.

Fazit:
Thomas Plischke schrieb einen Roman, der als Thriller nicht überzeugen kann, aber dennoch zeitweise sehr unterhaltsam ist. Die Charaktere sind das größte Plus auf einer Pro-und-Kontra-Liste zu diesem Buch und gleichen die Mängel in der Story soweit aus, um den Leser gütig zu stimmen.


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