Ein Liebesroman komplett aus der Sicht eines männlichen Protagonisten erzählt? Das ist mehr als ungewöhnlich. Und doch war diese Perspektive eine der besten Entscheidungen, die die Autorin Amelia Reyns treffen konnte. Ich habe schon sehr lange keine derart tief gehende Sympathie mehr für einen männlichen Hauptcharakter empfunden. Vielleicht auch noch nie.
Mit ihrem Roman "Ain't all Silver: Ketten aus Gold" hat die Autorin ihr Selfpublishing-Debüt gewagt. Der erste Teil der Reihe wurde noch von der Romance Edition als Verlag veröffentlicht. Wer nun aber annimmt, es wäre Pflicht, den Vorgänger "Ain't all Silver: Herz aus Gold" vor der Lektüre dieses Romans hier lesen zu müssen, irrt. Ich spreche aus Erfahrung, denn ich bin mit der Geschichte um Darren und Kirby auch ins "kalte Wasser" gesprungen. Das hat dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch getan, sondern lediglich die Neugierde für den ersten Teil geweckt.
Im Vorgänger spielt Jordan die Hauptrolle, hier ist es Darren. Das Setting ist dasselbe, der Handlungszeitraum nicht. "Ketten aus Gold" spielt in der nächsten Saison der Goldschürfer und enthält allerhand Andeutungen auf die Ereignisse aus dem Vorjahr. Wie gesagt: Nun bin ich absolut neugierig, was genau in "Herz aus Gold" vorgefallen ist. Dazu später mehr, sobald ich auch diesen Teil gelesen habe.
Aber kommen wir zurück auf den aktuellen Roman. Hier trifft Darren, der Sicherheitschef des Claims, auf Kirby, die nicht nur ihren 8-jährigen Sohn mitbringt, sondern auch eine Wagenladung voller Sorgen. Doch sie ist nicht die Einzige mit Altlasten - Darren steht ihr dabei in nichts nach. Vermutlich passen sie deshalb so gut zusammen, aber bis sie ihren Gefühlen nachgeben können, müssen sie noch viele Prüfungen überstehen. Leider kehrt auch danach nicht sofort Ruhe ein ...
Keine Angst: Es gibt ein Happy End. Überhaupt wirkt die Geschichte trotz all der Probleme und Sorgen nie melancholisch oder niederschmetternd. Sie ist gefühlvoll, liebenswert, zuckersüß und bitter zugleich. Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt, Familie, Geborgenheit, innere Stärke, Frieden, aber auch Machtspielchen, Intrigen, Hinterlist, Verrat und Gewalt - all das und noch mehr wird in diesem Roman thematisiert. Doch immer liegt der Fokus auf dem "Guten", dem "Richtigen", dem "Held sein". Es ist ein Wohlfühlbuch mit einem feinen Gespür für die Stimmung der Leser. Auch hintergründig schwingen warme Töne mit, die es so leicht machen, die Teammitglieder von Ain't all Silver zu mögen.
Mit feinem Humor und Empathie nimmt Amelia Reyns dieser Geschichte die Schwere und vermittelt ganz nebenbei Werte, ohne die "Moralkeule" zu schwingen. Das war ganz sicher nicht der letzte Roman, den ich von dieser Autorin gelesen habe - wie gesagt, nun ist erst einmal der erste Teil der Reihe dran. Wie uns in der LovelyBooks-Leserunde verraten wurde, wird die Geschichte von Dex folgen und auch Locks Schwester Nicci bekommt vielleicht ihren eigenen Roman. Wir werden sehen.
Einziger Kritikpunkt ist das miserable Korrektorat - und das, obwohl die Autorin jemanden damit beauftragt hatte. Aber nun weiß sie ja Bescheid und wird hoffentlich bald eine überarbeitete Version herausbringen.
Fazit:
Eine Geschichte über ein Team von Goldschürfern in Alaska und die Liebe. Liebe zu sich selbst, zu seinen Kindern, Partnern und Freunden. Freunde, die mehr Familie sind, als die eigenen Ehepartner. "Ain't all Silver: Ketten aus Gold" ist gefühlvoll, emotional und absolut liebenswert. Eine Contemporary Romance, wie sie sein sollte.
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