Glaubt ihr an Parallelwelten und magische Bücher? Nein? Ellie auch nicht. Doch das ändert leider nichts an der Tatsache, dass sie sich plötzlich in einer völlig fremden Umgebung wiederfindet. Dabei wollte sie doch nur ihre Schwester retten, als sie diese mit dem unheimlichen kleinen Mann im Garten streiten und kämpfen sah. Nun ist von Anna weit und breit keine Spur mehr. Ellie bleibt nichts anders übrig, als sich auf die Suche nach ihrer jüngeren Schwester zu machen. Dabei begegnet sie bösen Menschen, fremden Wesen und einem jungen Krieger, der es scheinbar gut mit ihr meint. Wird sie Anna finden? Kann es möglich sein, dass sie tatsächlich in einer anderen Welt gelandet ist? Wenn ja, wie soll sie dann einen Weg nach Hause finden? Fragen über Fragen ...
Dieser Fantasy-Roman von Manuel Timm entführt uns in die Welt Iphosia. Doch es ist keine friedliche, romantische oder gar märchenhafte Welt. In Iphosia herrscht Krieg. Es gibt zwei verfeindete Lager, Machtgier und Intrigen. Ellie und Anna werden zum Spielball der Mächtigen. Jeder einzelne Charakter muss Stellung beziehen, die Entscheidung zwischen Loyalität und Verrat treffen. Doch wie gehören die Mädchen in all das hinein?
Die Geschichte wird aus einer Vielzahl von Perspektiven geschildert. Die Kapitel sind relativ kurz gehalten und geben jeweils nur einen kleinen Teil der Geschehnisse preis. Dann der Perspektivwechsel. Eine andere Figur kommt zu Wort - na ja, eigentlich nicht. Die Protagonisten schauen meist eher von Außen auf die Ereignisse. Gedanken und direkte Gefühle sind die Ausnahme. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt und sorgt hier dafür, dass uns Lesern die Beweggründe der einzelnen Charaktere oft verborgen bleiben, was die Spannung und Neugierde steigert. Auch die Handlungsstränge profitieren davon, denn wir sind jederzeit darüber informiert, was in beiden Lagern vor sich geht und wo sich Ellie und Anna derzeit befinden. Andererseits leidet die persönliche Verbindung zu den Protagonisten. Ich jedenfalls fühlte mich Ellie nicht wirklich verbunden.
Das ist auch der Grund für die 4-Punkte-Bewertung. Ja, der Roman ist spannend. Ja, ich war gebannt und neugierig, wollte erfahren, wie die einzelnen Puzzleteile ineinandergreifen. Ja, die Geschichte hat mich gut unterhalten. Aber mehr auch nicht. Es ist kein Roman, bei dem ich mit der Protagonistin mitfiebern konnte. Kein Roman, der mein Herz schneller klopfen ließ und mich emotional gefangen nahm. Meinen Geist und Verstand hat die Geschichte ziemlich beschäftigt, mein Herz jedoch nicht. Ich habe Theorien entwickelt, alle möglichen Szenarien durchgespielt, Vermutungen angestellt, doch ich habe nicht mitgefühlt.
Nichtsdestotrotz möchte ich nun natürlich wissen, wie es weitergeht. Am Ende steht ein Cliffhanger und wir Leser werden mit unzähligen Fragen zurückgelassen. Ein zweiter Teil wird folgen - zum Glück! Der wird dann sicher Klarheit bringen.
Nun noch ein Punkt, der nichts mit dem Inhalt zu tun hat. Ich weiß, es ist ein leidiges Thema und ich reite trotzdem immer wieder darauf herum. Das Korrektorat ist mies. Und ich weiß nicht, ob der Roman ohne die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler, ohne die mangelhafte Interpunktion vielleicht sogar mehr Punkte bekommen hätte. Da dieses Thema aber auch in der Leserunde zur Sprache kam, werden die Fehler sicher in der folgenden Auflage ausgebessert sein.
Fazit:
Manuel Timms "Die Federn des Windes" ist ein Fantasy-Roman mit Potenzial. Wer Lust hat, sich in eine fremde Welt entführen zu lassen, in der Technik und Magie um die Vorherrschaft ringen, wird sich von dieser Geschichte gut unterhalten fühlen. Es ist ein interessanter Serien-Auftakt, der neugierig macht auf eine Fortsetzung - die sich gerne noch ein wenig steigern darf. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es wohl weitergeht in Iphosia.
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