Jane Christo / Ausgabe 1 '13
Die Romanfigur Blanche zum Thema "Gute Vorsätze"
Das Interview führte Kathi Rubel
- Blanche, findest du nicht auch, dass Böller generell überbewertet werden? Du hast doch sicher andere Mittel und Wege, um es "mal so richtig krachen" zu lassen.
Prinzipiell habe ich
nichts gegen Böller. Nehmen wir Hexogen, das ist ein schicker,
kleiner Böller, der zusammen mit C4 dermaßen Krach
macht, dass du dir nach der Feier über das Aufräumen
keine Gedanken mehr machen musst. Und komm mir jetzt nicht mit "Brot
statt Böller", Brot brennt nicht
mal! Einmal haben Wayne und ich Hexogen in Brotteig geknetet, um Ratten
von unserem Versteck fernzuhalten, aber das ist lange her.
- So so ... ich möchte gar nicht wissen, was du sonst noch alles mit Böllern angestellt hast! Oder vielleicht doch. Komm, erzähl noch eine kleine Episode.
Also, da war dieser
Auftrag. Wayne sollte einen Waffendealer erledigen, und es musste
blutig werden, weil der Typ in Enzos Gewässern fischte - von
wegen Exempel und so. Es sollte auf einer dieser
super-duper Sylvesterparties erledigt werden, auf denen Papi
Geschäfte macht und Mutti sich rausputzt, um die Manolos
auszuführen. Das Haus war voller VIPs aus Politik und
Wirtschaft, deswegen waren an den Türen Metalldetektoren
angebracht und die Taschen wurden akribisch kontrolliert.
Jedenfalls kam Wayne nicht rein, und musste den Typen via Zielfernrohr erledigen. Da es dreckig werden sollte, hatte er Großkaliber dabei, also Munition, mit der man normalerweise auf Safari geht um Elefanten abzuknallen. Ich war damals noch bei ihm in der Ausbildung, und mein Job bestand darin, mich als Küchenhilfe einzuschmuggeln und das Ziel vom Rest der Gäste zu trennen, damit Wayne freie Schussbahn hat. Ich war tierisch aufgeregt, und hatte bis zum Schluß keinen Plan, wie ich die Sache angehen sollte. Ich meine, es war nicht so, dass Wayne mich gebraucht hätte. Den Auftrag hätte er so oder so erledigt, aber ich wollte meine Sache gut machen. Als ich in den Hof geschickt wurde, um den Müll rauszubringen, lungerten Hunde auf der Suche nach Essensresten an den Kontainern. Da kam mir die Idee. Ich hab die Viehcher gefüttert, und ihnen nebenbei Sylvesterkracher an die Schwänze geknotet. Die Fenster in den Rauchersalons waren geöffnet, deswegen war der Rest ein Kinderspiel. Lunte angesteckt, Hunde in den Salon geworfen, schon ging das Gekreische los.
Jahre später hat Wayne mir gestanden, dass er den Auftrag beinahe vermasselt hätte, weil er vor Lachen nicht zielen konnte.
Schon klar, was du jetzt sagen wirst, von wegen die armen Tiere und so. Aber hey, die waren satt, und wir müssen schließlich alle etwas für unseren Unterhalt tun, oder?
Jedenfalls kam Wayne nicht rein, und musste den Typen via Zielfernrohr erledigen. Da es dreckig werden sollte, hatte er Großkaliber dabei, also Munition, mit der man normalerweise auf Safari geht um Elefanten abzuknallen. Ich war damals noch bei ihm in der Ausbildung, und mein Job bestand darin, mich als Küchenhilfe einzuschmuggeln und das Ziel vom Rest der Gäste zu trennen, damit Wayne freie Schussbahn hat. Ich war tierisch aufgeregt, und hatte bis zum Schluß keinen Plan, wie ich die Sache angehen sollte. Ich meine, es war nicht so, dass Wayne mich gebraucht hätte. Den Auftrag hätte er so oder so erledigt, aber ich wollte meine Sache gut machen. Als ich in den Hof geschickt wurde, um den Müll rauszubringen, lungerten Hunde auf der Suche nach Essensresten an den Kontainern. Da kam mir die Idee. Ich hab die Viehcher gefüttert, und ihnen nebenbei Sylvesterkracher an die Schwänze geknotet. Die Fenster in den Rauchersalons waren geöffnet, deswegen war der Rest ein Kinderspiel. Lunte angesteckt, Hunde in den Salon geworfen, schon ging das Gekreische los.
Jahre später hat Wayne mir gestanden, dass er den Auftrag beinahe vermasselt hätte, weil er vor Lachen nicht zielen konnte.
Schon klar, was du jetzt sagen wirst, von wegen die armen Tiere und so. Aber hey, die waren satt, und wir müssen schließlich alle etwas für unseren Unterhalt tun, oder?
- Ähm, wie dem auch sei. Aber ein wirklich schönes Feuerwerk, wie es eins unserer TitelBilder darstellt, dürfte doch auch deine romantische Seite berühren, oder? Ich weiß, ich weiß ... Romantik ist einer deiner wunden Punkte ... Aber sei ehrlich, wir wissen alle, dass du auch eine solche Seite hast.
Ist das eine Fangfrage?
Zugegeben, der Krach ist praktisch, aber erklär mir bitte, wie
ich Deckung finden soll, wenn der Himmel derart erleuchtet ist?
Marcel hatte mal zur Einweihung eines neuen Klubs ein Feuerwerk organisiert, aber wenn man einen Job zu erledigen hat, ist der Qualm und das ganze Drumherum eher lästig.
Wenn ich Romantik brauche, nehme ich meine SIG auseinander und reinige sie ... bei Kerzenschein.
Marcel hatte mal zur Einweihung eines neuen Klubs ein Feuerwerk organisiert, aber wenn man einen Job zu erledigen hat, ist der Qualm und das ganze Drumherum eher lästig.
Wenn ich Romantik brauche, nehme ich meine SIG auseinander und reinige sie ... bei Kerzenschein.
- Schon klar. Unsere Blanche, einfach unverbesserlich. ;) Wolltest du nicht eigentlich in Zukunft mehr zu deinen Gefühlen stehen?
Irgendwie schon, aber
seien wir mal ehrlich, so etwas ist schlecht fürs Image. Nella
wollte mich in eine Therapiegruppe stecken, die anonymen Killerholiker
- etwas in der Art. Damit ich mich mal ausquatschen, mir
alles von der Seele reden kann. Ich meine, wie soll ich mir das
vorstellen: "Oh, was hab ich für ein echt schlechtes
Gewissen, weil meine Zielperson im Grunde bestimmt nicht so
übel war ... bla bla bla ... selbst
Columbianische Drogendealer haben ein Recht auf eine zweite Chance ...
bla bla bla ... bestimmt hatte er ein Herz
für Tiere ..."
Öhm - nein Danke. Lieber bin ich ein Miststück und ich stehe dazu.
Öhm - nein Danke. Lieber bin ich ein Miststück und ich stehe dazu.
- Fasst du eigentlich gute Vorsätze, wenn der Jahreswechsel bevorsteht?
Na ja, eigentlich wollte
ich dieses Jahr weniger Leute abknallen, aber daraus wird wohl nichts.
Die Hälfte des dritten Teils ist bereits im Kasten, und
nachdem, was ich bisher gelesen habe, weist mein Konto bis dahin
bereits mehr als dreißig Abschüsse aus. Vielleicht
gehe ich zur Abwechslung mit Nella shoppen, du weißt schon,
um auf andere Gedanken zu kommen. Aber sicher ist das nicht. Sie meint,
ich brauche ein Haustier. Ein Haustier! Also ehrlich, eher lasse ich
mich mit Zoeys Rasierwasser vollaufen.
- Quatsch, du würdest Zoeys Rasierwasser nicht mal mit einer Pinzette anfassen! Also, wird es ein Hund?
Wer weiß, wer
weiß. Wobei im Moment nicht mal klar ist, ob das Vieh und ich
überhaupt zusammenkommen. Ich meine, Nella besorgt mir
irgendwas mit Fell und so, aber dann passieren tausend Sachen, und bis
Seite 184 kommt sie nicht dazu, mir das Teil zu übergeben.
Deswegen hat sie es erstmal Klein Enzo auf's Auge
gedrückt, bis ich mich in einer stressfreien Zone befinde.
Also, in einer trilliarden Jahre oder so.
- Wie stehst du guten Vorsätzen im Allgemeinen gegenüber? Meinst du, es hat überhaupt einen Sinn, sich über solche Dinge Gedanken zu machen?
Eher nicht. Ich meine,
wozu soll ich mir etwas vornehmen? Man geht etwas an oder man
lässt es. Es sich vorzunehmen ist so, als würde man
sich die Dinge extra schwermachen, denn durch die Deklaration liegt der
Fokus auf dem Wollen, statt auf dem Machen.
Nehmen wir zum Beispiel Nella. Sie hatte vom Fluchen die Nase voll, und hat sich etwas ausgedacht, es sich abzugewöhnen. Bisher funktioniert es ganz gut. Dazu brauchte sie weder einen Jahreswechsel noch irgendwelche Vorsätze, sondern einen triftigen Grund.
Nehmen wir zum Beispiel Nella. Sie hatte vom Fluchen die Nase voll, und hat sich etwas ausgedacht, es sich abzugewöhnen. Bisher funktioniert es ganz gut. Dazu brauchte sie weder einen Jahreswechsel noch irgendwelche Vorsätze, sondern einen triftigen Grund.
- Klar, du bist eine Frau der Tat, aber ist es nicht großteilig so, dass nur geredet und dann nichts unternommen wird?
Genau das meine ich. Die
Leute reden und reden und nerven ihre Umwelt mit ihren banalen
Unzulänglichkeiten, statt den Arsch hochzukriegen und die
Dinge anzugehen. Ist das wirklich so schwer?
- Eigentlich sollte es das nicht sein. Und Blanche, willst du unseren Leserinnen und Lesern noch etwas für das neue Jahr mit auf den Weg geben?
Aber klar doch. Nur die
Besten kriegen die härtesten Aufgaben. Wenn ihr etwas
erreichen wollt, bedeutet das Arbeit, also jammert nicht, sondern
schöpft Kraft aus dem, was ihr bereits erreicht habt, und
denkt daran, was ihr noch erreichen könnt. Gebt nicht auf,
schon gar nicht, wenn es schwierig wird, sondern geht voran. Orientiert
euch dabei nicht an der Masse, dafür an euren Helden, an
Menschen, die durch ihr Werk andere berühren. Seid kein Schaf,
das mit der Herde blökt, und nur Wasser und Futter will,
sondern seid der Wolf.
Meine Meinung.
Meine Meinung.
- Sehr schön, vielen Dank für das Interview!
Jederzeit. Ach ja,
solltest du irgendwas nachträglich ändern -
ich weiß wo du wohnst ...