Filmressort       

Gabriella Engelmann / Interview März '11


Das Interview führte Kathi Rubel auf der Leipziger Buchmesse

  • Liebe Frau Engelmann, Sie haben gerade aus Ihrem neuen Buch "Hundert Jahre ungeküsst" gelesen - nach "Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid" [Hier eine Rezension zum Hörbuch] schon Ihre zweite Märchenbearbeitung. Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, Märchen in die heutige Zeit zu adaptieren?
Die Idee hatte der Arena-Verlag, der mich gezielt darauf angesprochen hat. Ich fand das erst sehr lustig, weil ich eigentlich keine Märchenliebhaberin bin, hab das dann aber gerade als Herausforderung empfunden.
  • Oh, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Sie mögen also gar keine Märchen? Sind "Schneewittchen" und "Dornröschen", die Grundlagen Ihrer ersten beiden Adaptionen, nicht ihre Lieblinge?
Sagen wir es so: Ich habe sie zu meinen Lieblingsmärchen gemacht. Weil ich genau das, was ich an Märchen immer nicht mochte, eliminieren konnte - das ganz Gruselige oder das Schwarz-Weiß-Denken, nur Gut oder nur Böse. Mädchen, die entweder nur reaktive Prinzessin sind oder die böse Hexe, das fand ich immer so sehr schwarz-weiß-mäßig und ich fand es schön, das mal anders erzählen zu können. Deshalb sind das jetzt meine Lieblingsmärchen auf eine andere Art, so zu sagen.
  • In Ihren Märchen findet sich ja jetzt auch sehr viel Humor.
Genau, das war mir wichtig - Humor und Spannung und Zeitgemäßes. Bei einem Casting würde man sagen: "Ich habe den Song zu meinem gemacht". Ich habe damit das Märchen zu meinem gemacht.
  • Sie schreiben ja sonst auch Frauenromane. Wie kam es dazu, dass Sie sich in letzter Zeit mehr und mehr auch den Kinder- und Jugendbüchern widmen?
Auf eine Anfrage vom Rowohlt-Verlag habe ich zuerst für die 11- bis 12-Jährigen geschrieben und dabei sofort gedacht: Die Themen und die Lebenswelten sind anders, aber die Gefühle sind ja immer relativ ähnlich. Man wird halt erwachsener, aber die Ängste, Unsicherheiten oder die Liebe, das sind zeitlose Themen. Also habe ich einfach angefangen und dann hat der Arena-Verlag noch gefragt und ich habe sehr gerne "Ja" gesagt.
  • Und wie ist die Resonanz der Leserschaft?
Bis jetzt super positiv. Ich freue mich, dass sowohl die Leserinnen der Erwachsenen-Bücher das toll finden, als auch zusätzlich die neue Zielgruppe, die mich gar nicht kennt, weil ich ja keine eigentliche Jugendbuch-Autorin bin und offensichtlich Spaß an meinen Büchern hat.
  • Es sind ja auch wirklich tolle Bücher für Jung und Alt geworden!
Das freut mich!


Liebe Frau Engelmann, ich möchte mich noch einmal herzlich für dieses spontane und dennoch so sympathische Interview bedanken!