Hans Kuritz schreibt als / Der Klassiker
David Garrett - Music
Von der blassen Harmlosigkeit des Mainstreams
Wie David Garrett in seinem neusten Album die Musik von ihrem
Inhalt befreit
Was haben Queen, Bach und Beethoven gemeinsam? Alle waren musikalische Größen ihrer Zeit und wurden früher oder später sehr bewundert. Gut, Bach kannte zu Lebzeiten keiner außerhalb von Thüringen - Rainald Grebe lässt grüßen -, Beethoven wurde von Zeit zu Zeit wegen seines aufbrausenden Charakters und seines Alkoholkonsums gemieden und Queen von der Presse oft scharf kritisiert. Dennoch sind sie heute vor allem wegen einem berühmt - Ihrer Musik. Sie berührt Menschen, löst Emotionen in ihnen aus, begeistert, erschüttert, tröstet. Und doch steht jeder der drei Genannten für sich. Alle haben zu einer anderen Zeit gelebt. Bach kannte keine E-Gitarren, Beethoven auch nicht. Queen wiederum haben (höchstwahrscheinlich) keine Oboe d'amore in ihrer Musik gebraucht, weil dieses Instrument mehr oder weniger ausgestorben ist. Alle waren Kinder ihrer Zeit und müssen dementsprechend betrachtet werden. Erst dann kann man darüber nachdenken, was uns Bach, Beethoven oder Queen heute sagen können.
Ein Ergebnis dieses Denkprozesses präsentiert nun David Garrett auf seinem aktuellen Album "Music". Sein Prinzip: Ausgewählte Stücke aller Zeit- und Stilepochen auf die Geige übertragen und für das heutige musikalische Ohr brauchbar machen. Dabei betont er immer wieder, wie sorgfältig er doch beim "Arrangieren" vorgehe und wie er versuche, den Geist der Stücke zu bewahren. Soweit der Anspruch. Doch wie sieht es mit der Wirkung aus? Im Gesamtbild muss man sagen - enttäuschend. So sehr sich Garrett auch bemüht. Hat man das Album einmal komplett durchgehört, bleibt vor allem ein Eindruck: Einheitsbrei - Thema verfehlt.
Dabei zeigt sich Garretts Spiel technisch tadellos und isoliert würden seine Soli durchaus bewegend wirken. Im Gesamtkonzept bleibt er jedoch hinter seinen Möglichkeiten. Die Arrangements von Beethovens "Scherzo" aus der Neunten Sinfonie und Chatschaturians "Säbeltanz" sind im Grunde austauschbar, klingen gleich, trotz anderer Töne. Der im Original tief ergreifende Schlusssatz der "Neunten" wirkt bei Garrett banal. Was an Rest-Emotion transportiert wird haben wir Beethoven zu verdanken (und - zugegeben - Garretts gutem Spiel). Hört man sich "We will rock you" nach Garrett an, sieht man eher Till Lindemann mit einer irischen Fidel vor sich, als Brian May an der E-Gitarre. Die größte Verfehlung zwischen Anspruch und Wirkung ist jedoch Garretts Arrangement des Rondos aus der fünften Klaviersonate von Clementi. Vielen Menschen ist die Melodie eher von Phil Collins geläufig, der sie in den Achtzigern als Melodie für "A Groovy Kind of Love" verwendete. Laut Begleitheft wollte Garrett diese nun wieder aufs Original zurückführen. Ein Hörvergleich zwischen Clementi, Collins und Garrett erübrigt hier jedoch jeden Kommentar.
Was bleibt nun noch zu sagen? Nicht viel. Garrett hat Erfolg, füllt große Konzerthallen, begeistert tausende von Menschen. Gegen deren Musikgeschmack ist an sich auch nichts zu sagen, beeinflussen kann man ihn kaum. Wer jedoch zum wahren Geist der Stücke gelangen will, die Garrett verarbeitet, der kommt nicht umhin, sich mit den Originalen auseinanderzusetzen. Das dauert im Falle von Beethovens "Neunter", 4. Satz dann eine knappe halbe Stunde und nicht drei Minuten und 58 Sekunden. Einfach mal riskieren!
Was haben Queen, Bach und Beethoven gemeinsam? Alle waren musikalische Größen ihrer Zeit und wurden früher oder später sehr bewundert. Gut, Bach kannte zu Lebzeiten keiner außerhalb von Thüringen - Rainald Grebe lässt grüßen -, Beethoven wurde von Zeit zu Zeit wegen seines aufbrausenden Charakters und seines Alkoholkonsums gemieden und Queen von der Presse oft scharf kritisiert. Dennoch sind sie heute vor allem wegen einem berühmt - Ihrer Musik. Sie berührt Menschen, löst Emotionen in ihnen aus, begeistert, erschüttert, tröstet. Und doch steht jeder der drei Genannten für sich. Alle haben zu einer anderen Zeit gelebt. Bach kannte keine E-Gitarren, Beethoven auch nicht. Queen wiederum haben (höchstwahrscheinlich) keine Oboe d'amore in ihrer Musik gebraucht, weil dieses Instrument mehr oder weniger ausgestorben ist. Alle waren Kinder ihrer Zeit und müssen dementsprechend betrachtet werden. Erst dann kann man darüber nachdenken, was uns Bach, Beethoven oder Queen heute sagen können.
Ein Ergebnis dieses Denkprozesses präsentiert nun David Garrett auf seinem aktuellen Album "Music". Sein Prinzip: Ausgewählte Stücke aller Zeit- und Stilepochen auf die Geige übertragen und für das heutige musikalische Ohr brauchbar machen. Dabei betont er immer wieder, wie sorgfältig er doch beim "Arrangieren" vorgehe und wie er versuche, den Geist der Stücke zu bewahren. Soweit der Anspruch. Doch wie sieht es mit der Wirkung aus? Im Gesamtbild muss man sagen - enttäuschend. So sehr sich Garrett auch bemüht. Hat man das Album einmal komplett durchgehört, bleibt vor allem ein Eindruck: Einheitsbrei - Thema verfehlt.
Dabei zeigt sich Garretts Spiel technisch tadellos und isoliert würden seine Soli durchaus bewegend wirken. Im Gesamtkonzept bleibt er jedoch hinter seinen Möglichkeiten. Die Arrangements von Beethovens "Scherzo" aus der Neunten Sinfonie und Chatschaturians "Säbeltanz" sind im Grunde austauschbar, klingen gleich, trotz anderer Töne. Der im Original tief ergreifende Schlusssatz der "Neunten" wirkt bei Garrett banal. Was an Rest-Emotion transportiert wird haben wir Beethoven zu verdanken (und - zugegeben - Garretts gutem Spiel). Hört man sich "We will rock you" nach Garrett an, sieht man eher Till Lindemann mit einer irischen Fidel vor sich, als Brian May an der E-Gitarre. Die größte Verfehlung zwischen Anspruch und Wirkung ist jedoch Garretts Arrangement des Rondos aus der fünften Klaviersonate von Clementi. Vielen Menschen ist die Melodie eher von Phil Collins geläufig, der sie in den Achtzigern als Melodie für "A Groovy Kind of Love" verwendete. Laut Begleitheft wollte Garrett diese nun wieder aufs Original zurückführen. Ein Hörvergleich zwischen Clementi, Collins und Garrett erübrigt hier jedoch jeden Kommentar.
Was bleibt nun noch zu sagen? Nicht viel. Garrett hat Erfolg, füllt große Konzerthallen, begeistert tausende von Menschen. Gegen deren Musikgeschmack ist an sich auch nichts zu sagen, beeinflussen kann man ihn kaum. Wer jedoch zum wahren Geist der Stücke gelangen will, die Garrett verarbeitet, der kommt nicht umhin, sich mit den Originalen auseinanderzusetzen. Das dauert im Falle von Beethovens "Neunter", 4. Satz dann eine knappe halbe Stunde und nicht drei Minuten und 58 Sekunden. Einfach mal riskieren!