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Hugh Laurie

"Let Them Talk"
Debüt

(Text: Katja Fleischer / Foto: © Warner Music
)

»Oh nein, nicht schon wieder ein Schauspieler, der sich als Musiker versucht!«
Wir kennen sie alle, diese kleinen Sternchen am Serienhimmel, welche sich mit ein wenig "Geklimper und Gekrächze" einen deftigen Bonus erhoffen. Meist sind diese Exemplare dann auch niederschmetternd kreativ, denn was produzieren sie? Richtig! Ganz getrost dem Einheitsbrei folgend eben das, was gerade in den Charts rauf und runter läuft.

Doch was vernehmen meine sensiblen Ohren? Hugh Laurie bricht mit den Regeln und betört uns mit alten Blues-Klassikern des letzten Jahrhunderts. Mit Unterstützung verschiedenster Musiker (u. a. Irma Thomas, Allen Toussaint, Sir Tom Jones, Dr. John) erblickte nun "Let Them Talk" das Licht der Welt und steht seit dem 29. April '11 in europäischen Plattenläden bereit. Wie er als der bekannte Serienarzt Dr. House Leben rettet, so haucht er als Tonkünstler fast verlorengegangenen Songs neues Leben ein.

Der schon oft interpretierte Einstiegstrack des Albums - "St. James Infimary" - wird durch ein instrumentales Intro beherrscht, wobei das von Hugh Laurie selbst eingespielte Piano dominiert. Schwermütige Klänge zu Beginn und ein kontinuierlich schleichender Rhythmus ab Gesangseinsatz beseelen das Stück, sowie die folgenden mit der entsprechenden Bluesstimmung.

Obgleich diese Stilrichtung häufig bedrückend und trostlos wirkt, müssen wir keineswegs auf "Gute-Laune-Musik" verzichten. Das Piano macht Platz für wohllautende Gitarrenklänge. "You Don't Know My Mind" und vor allem "Swanee River" lösen einen gewissen Bewegungsdrang beim Hörer aus. Die kurze und rasante Nummer "They're Red Hot" erinnert zu Recht an einen Countrysong. Wer am Morgen schwer in die Gänge kommt, hier ein kleiner Tipp: Hört dieses Lied und das gut laut und ihr braucht nie wieder Koffein, versprochen!

Leider wirkt der Gesang des Hauptinterpreten dann und wann etwas befremdlich, teilweise sogar "knatschig". Man muss schon ein paar Mal mehr in das Album hineinhören, um zu bemerken, dass genau diese Eigenheit den Reiz ausmacht. Wer sich allerdings nicht mit derlei Klangfarben anfreunden mag, kann trotzdem am Album Gefallen finden (zum Beispiel durch die Songs "Battle of Jericho" oder "Winin' Boy Blues").

"Let Them Talk" klingt mit gleichnamigem Track aus. Ein romantisches Stück über die Liebe und die namensgebende Aussage: "Lass sie reden".
Hugh Laurie, ein Engländer, bekannt geworden durch eine US-amerikanische Serie, hat seine musikalische Heimat im Blues gefunden.

"Ich liebe diese Musik, so authentisch, wie ich es nur kann, und ich will, dass ihr sie auch liebt. Wenn ihr nur ein Tausendstel von dem Vergnügen abbekommt, das sie mir bereitet, sind wir allen anderen weit voraus." (Zitat Hugh Laurie)

Ein durchaus rundes und gut durchdachtes Album, das jedoch leider in die Kategorie "Muss-man-mögen" fällt. Bluesfans werden begeistert sein und wenn es mal etwas Neues sein darf, auch der ein oder andere "Outsider". Wir jedoch sind der Meinung: "He's got the blues".