Luxuslärm / Interview April '09
Das Fragen stellten Rebecca Puhlmann & Kathi
Rubel an die Sängerin der Band, Jini.
- Wie
würdest du eure Band in wenigen Sätzen beschreiben?
Wir sind eine Band, die unwahrscheinlich gerne live spielt und denen
man das zum Glück auch sehr ansieht. Die aus fünf
Bandmitgliedern besteht und die aus dem Raum Iserlohn im Sauerland in
Nordrhein-Westfalen kommen.
Das war eine ganz süße Idee. Unser Trommler Jan war
nach der
Schule immer bei seiner Oma und sie hat sich darüber
beschwert, dass er doch so ein lautes Instrument spielt,
nämlich Schlagzeug und nicht Akkordeon oder irgendwas anderes.
Sie
sagt immer: „Was ihr immer für ein Lärm
macht“,
worauf Jan meinte: „Aber schönen
Lärm“. Und
irgendwie sind wir dabei hängengeblieben –
„schöner Lärm“. Zuerst hatten wir
die Idee
„Luxuskrach“ und dann kamen wir auf
„Luxuslärm“, kurz
„LL“, dass kann man sich
auch gut merken. Und im Endeffekt haben wir uns dafür
entschieden
und seit drei Jahren heißen wir nun schon Luxuslärm.
Man
kann ihn sich auf jeden Fall leichter merken als andere. Als wir noch
eine Coverband waren, hießen wir „Blue
Cinnamon“ und
das kann sich kein Schwein merken. Und das haben wir auch gemerkt, wenn
wir einen Banner mit dem Namen und der Internetadresse zu
hängen
hatten, haben die Leute uns geschrieben und wenn nicht, dann war immer
die Frage: „Wie hießen die nochmal?“,
„Blue
Connection?“ – es wurden dann wirklich alle
möglichen
Wörter zusammengeschmissen.
Das
ist jetzt über sechs her, damals gab es eine Coverband,
allerdings
noch ohne mich, den Bassisten Eugen und den Keyboarder Dave. Dort gab
es dann auch einen Frontsänger, aber irgendwie haben sie sich
auseinandergelebt. Und durch andere Coverbands, in denen wir vorher
gespielt haben, haben wir uns kennengelernt. Unser Gitarrist Hendrik
ist durch eine Anzeige in einer Musikerzeitschrift dazu gekommen. Und
seitdem machen wir zusammen Musik und haben angefangen zu covern, u. a.
Melissa Etheridge, Red Hot Chilli Pepper, Rage against the Machine,
eben alles querbeet, damit wir ein großes Publikum erreichen
konnten. Dann kam irgendwann der Zeitpunkt, wo wir gesagt haben, jetzt
ist Schluss mit covern, es müssen eigene Songs her. Weil wir
uns
gerne selbstverwirklichen wollten. Denn wenn du die ganze
Zeit
nur Lieder nachspielst, ist das zwar okay, man hat ein partywilliges
Publikum vor sich stehen, die eh alle getrunken haben, aber jemandem
wirklich mit seiner eigenen Musik überzeugen, das war immer so
ein
Traum von uns. Und so haben wir vor drei Jahren angefangen eigene Songs
zu schreiben.
Also
eigentlich gibt es viele kreative Köpfe bei uns. Die Musik
schreibt zum Beispiel unser Gitarrist zusammen mit unserem Produzenten
Götz von Sydow und ich schreibe die Texte mit ihnen zusammen,
so
dass wir drei ein Songwriter-Team gebildet haben. Wir haben uns auch
vorher überlegt, ob wir das alles zusammen machen sollten.
Aber
man kennt das ja, wenn dann so viele Personen Einflüsse haben,
da
möchte jede denn etwas anders haben – viele
Köche
verderben den Brei. Deswegen schreiben wir drei und stellen es den
anderen dann im Proberaum vor und wenn es ihnen gefällt,
überlegen wir weiter wie wir es live spielen können,
damit es
auf der Bühne rockt.
Also vor allem im meinem Kopf. In den Songs geht es um Themen, die mich
in meinem Leben beschäftigt und berührt haben. Und
die Songs
selbst schreiben wir dann im Studio oder bei mir zuhause, weil ich mich
dort am wohlsten fühle.
Der größte vor Publikum war damals noch mit der
Coverband in
Dortmund vor 50.000 Leuten. Anfangs waren es 1.000, dann 10.000 und
irgendwann hast du nur noch ein Meer voller Menschen gesehen. Und der
wichtigste für uns war der erste Auftritt mit
Luxuslärm, weil
wir dann sehen konnten, ob unsere Musik ankommt oder ob wir mit Tomaten
beschmissen werden. Das war bei einem Newcomer-Festival, bei dem wir
direkt den ersten Platz als „beste Rock & Pop
–
Newcomer-Band NRWs“ belegten. Und das
hätten wir nicht
gedacht, dass man mit dem ersten Auftritt doch schon so weit ist, aber
da war uns wiederum die Erfahrung mit der Coverband hilfreich. Daher
bin ich darauf ziemlich stolz. Ansonsten sind Gigs für mich
immer
total genial, zum Beispiel die Tour mit Thomas Godoj zusammen oder
einmal als wir mit Laith Al-Deen und Revolverheld
zusammengespielt haben. Sonst standen wir immer vor deren
Bühnen
und dann durfte man selber in den größeren Hallen
mitspielen
und das war natürlich Gänsehautfeeling pur.
Zwischenruf Jan:
Sie ist mal ins Schlagzeug gefallen.
Zum Glück noch nichts Großes. Das einzige war auf
der Tour
von Thomas Godoj. Ich brauche immer ziemlich viel Platz, wenn ich auf
der Bühne bin, und ich habe das unterschätzt und bin
dann
nach hinten gesprungen und nochmal und dachte, es ist ja noch nicht so
weit vom Bühnenrand entfernt und bin dann nochmal gesprungen
und
ins Schlagzeug gefallen. Aber es war nichts passiert und wir konnten
gleich weiterspielen.
Da gibt es natürlich viele, aber das ist nicht realistisch,
zum
Beispiel mal mit Pink oder mit den Red Hot Chili Peppers. Aber das sind
eben alles Hirngespinste und daran glaube ich auch nicht, aber das
wäre schon ein Traum.
Ich
würde sagen, weil wir total authentisch sind. Wir legen keine
Show
hin, die gespielt ist und ich bin auch kein Püppchen, die
Texte
singt, die sie vorgelegt bekommt, sondern ich versuche, das Publikum
immer mit einzubeziehen, so dass sie merken, das selbst einer, der
hinten steht, das Gefühl bekommt, das er mir total viel
bedeutet
und das er einfach nach vorne kommen soll und mitsingt. Und solche
Authentizität ist für die Zuschauer wichtig, denn sie
merken
gleich, ob man jemand ist, der das lebt oder einfach nur lebt, um
groß zu werden.
Es ist kräftiger deutscher Rock mit
Singer/Songwriter-Strukturen,
d.h. es ist manchmal überraschend, was für ein
nächster
Teil kommt, den man so vielleicht gar nicht erwartet hätte.
Live
gibt es ziemlich harte Gitarren. Und auf dem Album ist es eher poppig.
Und das ist auch eine Stärke von uns, dass wir wandelbar sind.
Wir
haben sowohl einen Reggae-Song als auch richtig harten, der fast so ein
bisschen, und das muss vorsichtig sagen, in den Metal-Bereich reingeht
und genau so eine gefühlvolle Ballade wie unsere zweite Single
„Unsterblich“. Und daher finde ich es
schön, wenn man
uns nicht gleich in eine Schublade steckt und sich uns erst einmal live
hört und schaut, was kann die Band eigentlich. Denn
für mich
ist es immer wichtig, was eine Band live spielt und kann - eine CD kann
man irgendwie immer hinbekommen und produzieren. Denn was ein Band
kann, ist live zu spielen und das ist unsere Stärke.
- Was
sind die nächsten Ziele, die ihr als Band erreichen
möchtet?
Ich möchte gerne am zweiten Album weiterarbeiten, an dem wir
auch
schon fleißig arbeiten. Ich hoffe, dass es wir Ende des
Jahres/Anfang nächstes damit rauskommen können. Das
wäre
ziemlich perfekt, aber wenn es nicht klappt, dann ist das auch nicht
schlimm. Denn es soll gut werden und kein Abklatsch vom ersten Album.
Wir spielen dieses Jahr ziemlich viel live, über 90 Konzerte.
Das
ist auch ein Highlight für dieses Jahr und dann lasse ich mich
mal
überraschen, was noch alles passiert.
- Was
bewegt euch Musik zu machen?
Bei mir ist es so, dass ich meine eigenen Erfahrungen, die ich erlebt
habe, mit anderen teilen möchte. Dabei ist das
schönste
Geschenk für mich, wenn die Leute nach dem Konzert, egal
welches
Alters, zu mir kommen und sagen, dass der Song wie für mich
geschrieben ist. Ohne Musik könnte ich nicht leben. Ich wurde
schon einmal gefragt, was passiert, wenn ich nicht mehr singen
könnte und das wäre für mich das
allerschlimmste und das
will ich mir auch überhaupt nicht vorstellen.
- Also
habt ihr auch keine spezielle Zielgruppe?
Nein, aber ich habe zuerst gedacht, es wäre so und vorher auch
überlegt, für welche Zielgruppe machen wir das denn.
Machen
wir es für Teens, für 20- bis 30-jährige wie
wir es sind
oder machen wir es für ältere? Und das
schöne ist, dass
du siehst, dass es eine bunte Mischung ist, da steht beispielsweise
eine Mutter mit ihrer Tochter und genauso eine 20-jährige mit
ihrem 28-jährigen Freund. Ich glaube, der älteste
Zuschauer
war über 60 und die jüngste war zwei oder drei Jahre
alt.
- Woher
nimmst du deine Motivation, wenn mal etwas nicht so gut läuft?
Dann
nehme ich die aus dem Publikum. Das war zum Beispiel bei der Thomas
Godoj Tour so, da hatte ich eine Bronchitis gehabt und danach eine
Mandelentzündung, also völlig fertig. Und habe mir
aber
gedacht, ich möchte das jetzt machen und den Leuten zeigen,
dass
es eine Band gibt, die auch live richtig gut sein kann. Das kam so gut
trotz Bronchitis an, dass es einem dann wieder Adrenalin gibt.
- Angenommen,
ihr hättet die Möglichkeit noch einmal in die
Vergangenheit zu reisen, würdet ihr etwas ändern?
Nein, eigentlich nicht. Es ist alles so gelaufen wie wir uns das
erträumt haben. Wir haben uns extra gegen eine Plattenfirma
entschieden und alles selbst aufgebaut, d.h. auch selbst finanziert und
alles selbst gemanagt. Und früher auch selbst gebookt und das
hat
auch alles super geklappt, aber irgendwann ist man an eine Grenze
gestoßen – du schaffst es nicht deine CD in den
Münchener Saturn zu kriegen. Aber wir haben dann einen
Vertrieb
mit jungen dynamischen Leuten gefunden, die auch wirklich an das
Projekt glauben. Und wir arbeiten auch mit der Bookingagentur
Extratours (u. a. von Revolverheld) zusammen, die uns jetzt auf die
großen Festivals pusht, wo wir alleine gar keine Chance
gehabt
hätten. Also eigentlich ist alles gesund gewachsen und nicht
wie
bei einer Castingband, die einem No1-Hit haben und dann weg sind, wir
erspielen uns die Fans.
- Welche
Schlagzeile würdet ihr gerne einmal über euch lesen?
„Luxuslärm
hat gerockt bei Rock am Ring“
- Welche
Frage möchtet ihr gerne einmal beantworten und wie lautet die
Antwort?
überlegt
kurz und gibt die Frage an die Jungs
weiter
Jini: Welche Unterwäsche wir tragen? Aber die will man auch
nicht beantworten.
Henrik: Was wir mit dem Geld machen, was wir doch im Moment verdienen?
Jini: Weil wir auch so viel verdienen.
Eugen: Wie ist der Sex mit Groupies?
Jini: Keine Ahnung, noch nicht gehabt. Also eigentlich gibt es da keine
bestimmte Frage.