Leo hat es nicht leicht. Sein ganzes Sein wird von Ängsten bestimmt und niemand scheint ihn zu verstehen. Doch dann trifft er Maya, die tatsächlich Interesse an ihm, an dem Menschen hinter der Fassade, zeigt. Ob sie ihm helfen kann?
Thalea Storm zeigt uns die Welt aus der Perspektive eines jungen Mannes, der an einer psychischen Erkrankung leidet. Im Wechsel erleben wir Leser die Geschichte durch seine Augen, spüren seine Ängste, hören seine Gedanken und schauen im nächsten Kapitel aus Mayas Sicht von außen auf sein Verhalten. Diese Innen- und Außenwirkung der Erkrankung sorgt für ein "rundes" Bild und ermöglicht es, bestimmte Verhaltensmuster von Betroffenen richtig einordnen zu können.
Die authentischen, feinfühligen Beschreibungen wollen die Augen öffnen für ein Leiden, das sich im Innern abspielt. Die Geschichte soll wachrütteln und zum Umdenken anregen. Beim Lesen dieses Romans ist es unmöglich, nicht über die Thematik und das Verhalten der Gesellschaft gegenüber psychisch Erkrankten nachzudenken. Er lässt uns Emotionen miterleben, die gesunde Menschen niemals durchleben werden und zeigt, wie wenig Verständnis "Andersartigen" entgegen gebracht wird.
"Löwenflügel" von Thalea Storm ist bei Weitem kein Wohlfühlbuch. Der Inhalt geht sehr nahe und die Kapitel aus Leos Sicht sind so realistisch, dass es fast wehtut. Die Geschichte von Leo und Maya ist aber noch viel mehr als das. Es geht um eine bittersüße Liebe, um Lebensvorstellungen, die Eltern für ihre Kinder haben, und es geht um Freundschaft. Ich habe beim Lesen so unendlich viel gefühlt - von Freude bis Leid war alles dabei. (Sodass ich über die Fehler in Rechtschreibung und Grammatik ohne Probleme hinweglesen konnte.)
Nun stellt sich natürlich die Frage, weshalb ihr einen solchen Roman lesen solltet. Die Antwort ist ganz klar: Weil das Thema jeden betrifft! Das Verhalten chronisch kranken Menschen gegenüber - seien sie nun wie hier beschrieben psychisch oder doch körperlich erkrankt - ist eines der großen Probleme in unserer Gesellschaft, weil oftmals die Empathie fehlt. Oder das Interesse. Oder beides. Wollen wir denn wirklich in einer Ellenbogen-Gesellschaft leben, in der die Schwächeren von vornherein dem Untergang geweiht sind? Das ist nun doch etwas übertrieben und melodramatisch, findet ihr? Lest dieses Buch, dann denkt ihr vermutlich anders darüber.
Fazit:
Diese dramatische Geschichte über das Schicksal zweier Jugendlicher - der Junge krank, das Mädchen gesund - berührt Herz und Seele. Wer sich darauf einlässt, landet in einer Achterbahn der Gefühle und wird gezwungen, über unbequeme Fragen nachzudenken. Ein tragischer Roman mit einem runden Ende - absolut empfehlenswert. Für jeden Leser mit Gewissen.
|